Dienstag, 29. März 2011

DA DA DA

Zwischen zwei Menschen stehst du. Deine Freundin trägt diese dünnen Nylonstrümpfe, du hältst ihre Hand. Ihre kleine blaue Hand. Kopfsteinpflaster, Unkraut an irgendeinem Pfeiler, ihr steht an einer Ausfahrt im Dämmerlicht und lacht. Neunzehn Uhr. Ich will dich.
Ihr küsst euch, gehört einander, kennt euch. Ich schreibe ein Lied für dich, in meinem Kopf. Kennst du mich, schreie ich, zu gut, sagst du. Euer Mädchenpussibier kommt euch aus der Nase. Du bist schön, ihr redet. Ich muss dich nicht ansehen, um zu wissen, dass du mich nicht bemerkst. Mein Bus ist da, ich sehe dich durch die Scheibe wegfahren, deine Freundin lächelt verlegen, als du ihr Ohr berührst. Ich male ein Wiesel in meinen Terminkalender, bei Dienstag. Die Welt kann mich mal. Ein Betrunkener Hippie steigt ein und setzt sich auf den Platz neben mich. Er riecht nach Gras und Bier und anderem. Er ist mir zu nah. Osloer! Brüllt er. Ich sehe zur Seite aus dem Fenster, der Bus schaukelt wie ein Boot. Osloer! Nein, sage ich, bemüht, ihm fern zu bleiben. Noch zwei Stationen.
Du bist schön, kleines Mädchen! Der Hippie legt seinen Arm um meine Schulter, das Fell seiner Pinguinjacke streift meine Nase. Du bist schön! Ich entwirre das Kabel von meinem MP3-Player und denke an minderdramatische Dinge. Der Hippie brüllt mich an: Du bist schön! Ichgebe es auf, mache die Musik aus und sehe ihm direkt ins Gesicht. Er hat einen Bart und viele Augen, die meisten davon gemalt. Ich bin nicht schön, sage ich, ich bin in einem stickigen Bus, mein Leben hat keinen Sinn außer etwas Existenz und neben mir sitzt ein stinkender Hippie in Pinguinjacke und brüllt mich an.
Er lacht, seine gelben Steinzähne glänzen wie Sonnen. Das Leben ist schön! Osloer? Nein, sage ich, Nächste. Warte, kleines Mädchen, ich gebe dir ein Glückskäfer, du brauchst ihn! Er fummelt an seiner Brusttasche und holt etwas kleines, schwarzes hervor. Es zappelt. Nein, ich will nicht. Ich muss jetzt auch raus.
Hier, sagt er, nimm. Ich brauche ihn nicht mehr, nimm du ihn, er bringt Glück!
Danke nein. Er gibt nicht auf, er setzt das Tier auf meine Schulter, dann lächelt er verwegen und verlässt urplötzlich den Bus. Ich schreie Mädchenhaft. Das Vieh krabbelt mir in den Ausschnitt. Nicht, dass ich einen gehabt hätte.

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