Sonntag, 23. Januar 2011

Die wilde Gretel und der Herbert

Gretel, die Wilde wirft ihr Lockenhaar zurück.
Ihre Tanzschuhe scharren über den Boden.
Soll sie es wagen? Soll sie sich trauen?
Gretel sagt: Hach, wie schnuckelig er doch aussieht und wie der guckt! Zuckersüß.

Auf der anderen Seite der Schmucktheke steht Herbert. Nervös spielt er mit seinem Haar. Soll er es wagen? Soll er sich trauen?
Herbert: Hach wie schnuckelig sie doch aussieht. Und wie sie guckt, zuckersüß.
Beide schauen sich wie Mondkühe an.

Gretel: möchten sie was kaufen? Vielleicht für ihre Ehefrau? Die Ringe sind heute im Sonderangebot. Die mit de Silbersteinchen drauf

Herbert wird rot. Ertappt legt er den Ring mit den Silbersteinen zurück.
Herbert sagt: Ich.. ähh… Ich .. gucke nur… so…
Herbert hustet

Gretel wird rot.
Gretel sagt: Sie husten aber schön ... so lieblich. So hab ich noch keinen Mann husten hören.

Herbert sagt: Vielleicht nehm ich doch den Silberring.
Hustet noch mal. Mit Absicht. Diesmal mit Melodie. Im Horten ertönt eine Durchsage.

Achtung, Achtung ! Wir schließen in wenigen Minuten.

Herbert denkt: Schockschwere Not... wie krieg ich die schnitte denn jetzt in mein Kabriolèt?

Gretel denkt: Wie kriegt der schnieke Ganove mich jetzt in mein Kabriolèt?
Gretel denkt weiter: Hat der schnieke Ganove überhaupt ein Kabriolèt?

Herbert hustet, das hört sch so an wie: Ich habe ein Kabriolèt, möchtest du mitfahren??

Gretel denkt: Der ist ja zuckersüß.
Gretel denkt weiterhin: Und ein Kabriolèt hat er auch.
Gretel sagt: Bezahlen sie ihren Ring, und ach ja.. ich komm mit.

Die Durchsage ertönt erneut: Kaufen sie noch schnell die Leggins im Sonderangebot, aber dann schnell raus hier, wir schließen.

Herbert sagt: Ich kauf mir schnell eine Leggins, wir treffen uns draußen…

Gretel sagt: Ist gut.
Gretel vergisst, dass Herbert den Ring noch nicht bezahlt hat.

Herbert kauft sich Leggins.

Gretel zieht den Lippenstift nach.
Gretel schließt weiterhin die Kasse ab und geht nach draußen.
Gretel denkt: Der at ja den Ring nicht bezahlt, dann denkt Gretel. der ist ja zuckersüß.

Herbert denkt: das sind ja schöne Leggins und auch noch im Sonderangebot.
Herbert kauft gleich drei. Herbert geht nach draußen.

Da steht Gretel in Tanzschuhen im Kabriolèt.

Herbert sagt: Na, Schnitte, wolln wa?
Herbert hustet leiblich.

Gretel sagt: Aber immer Ganove.
Gretel fragt: wie heißt du denn?

Herbert sagt Herbert.
Herbert sagt weiter. Und du??

Gretel sagt Gretel

Gretel und Herbert steigen ins Kabriolèt.
In voller Fahrt

Herbert sagt: schönes Wetter… woll?

Gretel sagt: ja, hustest du noch mal?

Herbert sagt: okay.
Herbert hustet.

Gretel fragt: wo fahren wir hin?

Herbert lächelt verschmitzt.

Gretel fragt noch mal warum.

Herbert sagt: ins Grundschöttelhaus.

Gretel guckt verliebt und lächelt Herbert an.

Herbert bremst.

Gretel sagt: nicht so stürmisch!

Herbert wird rot
Herbert sagt: komm Schnitte, ich geb einen aus!

Gretel hakt sich unter.
Gretel sagt: ja gerne!

Herbert und Gretel betreten das Gründschöttelhaus.
Herbert bestellt was alkoholisches beim Barmann

Gretel setzt sich galant auf einen Polsterstuhl.

Herbert schenkt ihr ein.

Gretel nimmt einen Schluck.
Gretel kichert.
Gretel sagt : Holla die Waldfee.

Herbert sagt: so muss es sein!

Aus den Lautersprecherboxen ertönt Love me Tender.

Gretel sagt: tanzt du, Ganove?

Herbert sagt: aber immer.

Gretel und Herbert tanzen wild und verrückt.

Herbert und Gretel tanzen wilder und verrückter

Herbert küsst Gretel.
Herbert trifft nur ihre Nase.

Gretel kichert.
Gretel ist betrunken.

Herbert und Gretel küssen sich wie anständige Schnitten und Ganoven.

Herbert holt den Ring aus der Tasche.
Herbert sagt: hier ein Ring mit Silberstein für dich!

Gretel sagt: der gehört ja eh mir!



Ende

G. Kritisch

Wenn die Welt knattert, man die Lippen nie aufeinander bekommt, wenn da immer ein kleiner Spalt bleibt, dann ist man in der Straßenbahn.
Ich komme entweder irgendwo her
oder
fahre irgendwo hin. Aber ich fahre nie
einfach so. Ich bestehe aus Wohlgefallen, wenn ich meine Haare extra geföhnt, gegelt, gebürstet und zerwuschelt habe, wenn mein Lächeln vor dem Spiegel gut aussah und wenn ich Konversation betreibe.
 

Freitag, 21. Januar 2011

zusammen

zwei Geschichten, weg voneinander, gleich.
einer kommt, einer geht. so ist das leben. dein auge wandert über die körper. deine gedanken wandern ohne ziel.
du wünscht dir mehr als verständnis, du brichst zusammen und niemand hebt dich hoch um dir zu sagen " das wird schon"
weil du selbst aufstehen kannst. stehst, läufst, kochst kaffee, fährst straßenbahn.
als wäre nichts. und die sonne scheint mutig auf eine samthose, die du nurnoch von hinten siehst.
dein kopf platzt, jeden morgen, genau um neun. dann kaufst du ein blätterteiggebäck, wie immer. 
und mein opa war mehrmals deutschlandmeister im minigolfen.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Crash

Wir beide gingen Hand in Hand, unser Besitz war nicht mehr als ein Glas Konfetti.
Die Straße war weiter als wir sehen konnten. Es roch nach feuchtem Holz, deine Hand kalt in meiner.
Unsere Selbstachtung war grau und als dann der Regen kam, waren wir schon längst ertrunken.

Dare to shake

Zwei wilde Menschen bewegen sich voneinander weg.
Jemand hat seinen Hut im Sturm verloren. Ameisen haben sich ein Nest gebaut darin.
Das Mädchen mit den schönen Händen fragt nach deinem Befinden.
Du sagst es geht schon. Hast im Schlaf ihren Namen gesagt und Pralinen gekauft.
Der Hut malt das grau. Zwei wilde Körper schwimmen in flachem Wasser.