Mittwoch, 11. Mai 2011

Du schmeckst nach Gold

Ich sitze in Unterwäsche auf dem kleinen roten Sofa, der Kaffee ist noch lauwarm.
Die Beine angewinkelt fragst du mich, ob ich mich schonmal selbst reflektiert hätte.
"Ständig.", sage ich. Es ist fast elf und die Maisonne brennt ein Loch in den Kater.
"Ständig.", wiederholst du sarkastisch.
Du glaubst mir nie, für dich bin ich nur ein Kind dass deinen Kaffee trinkt und deinen Geschichten lauscht.
Aber das Kind will ich nicht länger sein. Stürze den Kaffeesatz herunter, nehme die Pfote von meinem Bein und flüstere: "Ständig."
Deine Geschichten langweilen mich. Längst hab' ich mehr von der Welt gesehen, brauche keine Bewunderer, die noch den Morgen bei mir verbringen und denen ich Crossiants anbiete.
Du lächelst mich an, vier Sekunden. "Wollen wir Frühstücken?" Dein Atem riecht nach goldener Butter. "Ich hole Crossiants.".
Ich möchte deinen Mund zuhalten, damit er nichts mehr sagt. Stattdessen ziehe ich deinen Pullover an, er riecht wie du. Ich lege meinen Kopf in deine Hände und sage: "Du verstehst mich nicht."
Die kalte Tasse hat einen braunen Ring auf meiner Hand hinterlassen. Ich stelle mir vor, wie ich vor einem Meer stehe. Höre nicht, wie du mich fragst, was los sei.
Dann streichle ich den Katerkopf und sage: Ich muss los"
"Du bist unreflektiert und jung."
"Mag sein, ich gehe jetzt."
Du wirfst mir ein Crossiant hinterher, als ich schon im Treppenhaus bin.
Dann stehe ich am Meer und halte die Luft an, zehn Sekunden. Mehr nicht.
Ein Kind am Meer, hätt ich langes, wehendes Haar, sähe es idyllischer aus.
Stoisch vergnügt lebe ich also weiter, längst esse ich kein Gebäck mehr.


Vorbei.

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